Norderstedt, 31.08.2020

Leibniz-Institut: Luftfeuchte beeinflusst die Ausbreitung von Viren

Forscherteam empfiehlt mindestens 40 % Luftfeuchte in öffentlichen Gebäuden


Die Ausbreitung des Coronavirus SARS-CoV-2 über Aerosole in Innenräumen wird stark von der Luftfeuchtigkeit beeinflusst. Zu diesem Ergebnis kommt ein indisch-deutsches Forscherteam am Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS, Leipzig) und des CSIR-National Physical Laboratory in New Delhi nach der Analyse internationaler Studien.

Standards für die Luftfeuchte in Innenräumen von öffentlichen Gebäuden nicht vorhanden

Ein indisch-deutsches Forscherteam weist auf einen Aspekt hin, der bisher wenig beachtet wurde und in der nächsten Grippesaison besonders wichtig werden könnte: Die Luftfeuchtigkeit in Innenräumen. „In der Aerosolforschung ist bereits lange bekannt, dass die Luftfeuchtigkeit eine große Rolle spielt: Je feuchter die Luft ist, umso mehr Wasser haftet an den Partikeln.“, erklärt Dr. Ajit Ahlawat vom TROPOS.

Daher wurden insgesamt 10 internationale Studien ausgewertet, die zwischen 2007 und 2020 den Einfluss der Luftfeuchtigkeit auf das Überleben, die Ausbreitung und Infektion mit den Erregern der Grippe und der Coronaviren SARS-CoV-1, MERS und SARS-CoV-2 untersucht haben. Ergebnis: Die Luftfeuchtigkeit beeinflusst die Ausbreitung der Coronaviren in Innenräumen über drei Wege:

(a) das Verhalten der Mikroorganismen innerhalb der Viruströpfchen,

(b) das Überleben oder Inaktivierung des Virus auf Oberflächen und

(c) die Rolle der trockenen Innenraumluft bei der Übertragung von Viren über die Luft.

Niedrige Luftfeuchtigkeit lässt die Tröpfen mit Viren zwar schneller austrocknen, aber die Überlebensfähigkeit der Viren scheint trotzdem noch hoch zu bleiben. Das Team schlussfolgert, dass andere Prozesse für die Infektion wichtiger sind: „Liegt die relative Luftfeuchtigkeit der Raumluft unter 40 Prozent, dann nehmen die von Infizierten ausgestoßenen Partikel weniger Wasser auf, bleiben leichter, fliegen weiter durch den Raum und werden eher von Gesunden eingeatmet. Außerdem werden bei trockener Luft auch die Nasenschleimhäute in unseren Nasen trockener und durchlässiger für Viren“, fasst Ajit Ahlawat zusammen.

Mehr Aufmerksamkeit der Luftfeuchte in Gebäuden widmen

Bei höherer Luftfeuchtigkeit wachsen die Tröpfchen schneller, fallen früher zu Boden und können weniger von Gesunden eingeatmet werden. „Eine Luftfeuchtigkeit von mindestens 40 Prozent in öffentlichen Gebäuden und im Nahverkehr würde daher nicht nur die Auswirkungen von COVID-19 reduzieren, sondern auch die von anderen Viruserkrankungen wie beispielsweise der saisonalen Grippe. Die Behörden sollten den Faktor Luftfeuchtigkeit in künftigen Richtlinien für Innenräume einarbeiten“, fordert Dr. Sumit Kumar Mishra vom CSIR - National Physical Laboratory in New Delhi. Aus Sicht der Forscher sollte der Innenraumluft mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden, um künftige Krankheitsausbrüche zu vermeiden.

       

      Die vollständige Pressemitteilung des Leibniz-Institut finden Sie hier.

       
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      Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS)


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